neu: Verlängerung der Bewerbungsfrist bis zum 15.03.2017!

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In Widerfahrnis erzählt Bodo Kirchhoff die Liebesgeschichte eines im Ruhestand lebenden Verlegers und einer ehemaligen Besitzerin eines Hutgeschäfts, die zu einem unverhofften Roadtrip nach Sizilien aufbrechen. Durch die Begegnung mit einem Flüchtlingsmädchen in Catania wird ihre Beziehung plötzlich mit der Realität konfrontiert. Sie wollen helfen, doch dabei stellt sich die Frage: Ist ihre Hilfe reine humanistische Nächstenliebe oder doch eher Egoismus? Dass Kirchhoff mit seiner Novelle den diesjährigen Deutschen Buchpreis erhielt, scheint bezeichnend. Denn der Text stellt dar, wie Literatur auf globale Zusammenhänge unserer Gegenwart reagiert, diese verarbeitet und damit Kontaktmomente zwischen unterschiedlichen Kulturräumen schafft.

Diese literarischen Kontaktmomente stehen im Vordergrund der Nachwuchskonferenz, die am 14. und 15 Juli 2017 im Literaturbüro Freiburg stattfinden wird. Der Begriff ›Literaturkontakt‹, der in der Regel den Transfer zwischen zwei Nationalliteraturen meint, wird dabei weit gefasst. Diskutiert werden 1) Kontaktmomente zwischen Texten unterschiedlicher Herkunft; 2) die literarische Darstellung von Kontaktmomenten zwischen verschiedenen Kulturräumen sowie 3) Kontaktmomente zwischen Texten und ihren Vermittlern im Literaturbetrieb. Eine gemeinsame Betrachtung dieser drei Ebenen des Literaturkontakts – in synchroner wie diachroner Hinsicht seit der Moderne – findet bisher nur am Rande Eingang in die literaturwissenschaftliche Forschung. Die Konferenz sucht dabei gezielt den Kontakt zu Akteuren des Literaturbetriebs; themenspezifischen Panels sowie Podiumsdiskussionen gewähren einen interdisziplinären Austausch zwischen NachwuchswissenschaftlerInnen und Kulturschaffenden.

 

1. Kontaktmomente zwischen Texten

Angesichts der für uns sichtbaren Auswirkungen der Globalisierung rücken Kontaktmomente zwischen Texten unterschiedlicher Herkunft, welche schon in der europäischen Romantik eine prominente Stellung einnahmen, zunehmend in den Fokus. AutorInnen greifen durch intertextuelle Verfahren sowie durch die postkoloniale Praxis des Rewritings auf zentrale Narrative der abendländischen Literaturgeschichte zurück und betten sie in einen neuen Kontext ein. Auf diese Weise werden Dichotomien, Leerstellen und eindimensionale Sichtweisen aufgedeckt und der westliche Kanon hinterfragt. Erwünscht sind Beiträge, die sich mit Verfahren wie Intertextualität, Polyphonie oder Rewriting zur Darstellung von Transferprozessen zwischen (National-)Literaturen auseinandersetzen.

 

2. Kontaktmomente zwischen Kulturen

Spätestens mit dem spatial turn in den 1980er Jahren ist der raumkonstituierende Aspekt von Literatur wieder ins Zentrum des Interesses gerückt. Literatur stellt Raum nicht nur dar, sie erschafft ihn allererst und lädt ihn semantisch auf. In literarischen Texten stehen sich – Jurij Lotmans Literaturtopologie folgend – Innen und Außen, Oben und Unten, Nähe und Ferne, Heimat und Fremde, Zentrum und Peripherie gegenüber. Wie gestaltet Literatur diese Dichotomien? Wie codiert sie unterschiedliche Kulturen? Wie verhandelt sie Konzepte von Identität und Alterität? Von besonderem Interesse ist dabei die Darstellung von Grenzüberschreitungen, wie etwa in Reise- oder Migrationsliteratur. Es ergeben somit sich Fragestellungen nach dem Zusammenhang von Raum und Identität bzw. Alterität sowie nach der Darstellung von kulturellen Grenzüberschreitungen und Zwischenräumen.

 

3. Kontaktmomente zwischen Texten und ihren Vermittlern des Literaturbetriebs

Mit welchen Vermarktungs- und Inszenierungsstrategien beeinflussen Verleger und Autoren die globale Zirkulation von Texten? Welche Kriterien führen dazu, dass ein Text übersetzt wird, ein anderer nicht? Wie wird ein Werk an eine Zielkultur angepasst? Diese Dimension des Literaturkontakts fragt nach der Rolle von ÜbersetzerInnen als Vermittlerfiguren zwischen zwei Kulturen, den Strategien der Literaturvermarktung und der Funktion internationaler Literaturpreise. Es ergibt sich somit ein Problemkomplex, der die globale Zirkulation literarischer Texte sowohl auf der Ebene der Produktion (Übersetzungen und Vermarktungsstrategien) als auch auf der Ebene der Rezeption fremdsprachiger und interkultureller Literatur zum Thema hat.

 

Die Nachwuchskonferenz wird am 14. und am 15. Juli 2017 in den Räumen des Literaturbüros Freiburg stattfinden. Wir laden Studierende und Promovierende aller Philologien, der Film-, Medien- und Kulturwissenschaften ein, sich mit einem Vortrag (in deutscher oder englischer Sprache) zu beteiligen. Bitte schicken Sie ein Abstract Ihres Vortrags (ca. 300 Wörter) und eine kurze biographische Notiz bis zum 15. März 2017 an folgende Emailadresse: literaturkontakte@germanistik.uni-freiburg.de. Eine Auswahl der Beiträge erfolgt bis Mitte April 2017. Für jeden Vortrag stehen je 20 Minuten Redezeit zur Verfügung. Es wird ein Unkostenbeitrag in Höhe von 15 € erhoben. Reise- und Übernachtungskosten können nicht erstattet werden.


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